Projekt „Schülerfirma“

Einleitung

 

Die „Schülerfirma“ der Schule am Budenberg gibt den Schülern die Möglichkeit  in realen Arbeitsfeldern mit realer Arbeit                                                                                                       die Wirklichkeit eines Arbeitsalltags kennen zu lernen.

 

Die Schülerfirma „Die Firma“ ist seit 2007 ein Projekt der Berufsorientierungsstufe der Schule am Budenberg.  Wesentliche Aspekte sind neben einer praxisnahen berufsbezogenen Vorbereitung auf die Berufswahl, die Förderung der Schüler im Sinne der wichtigen Merkmale der Ausbildungs- bzw. Berufseinstiegsreife.

Hierbei stehen neben dem Kennenlernen eines realen Berufsalltages mit echten Kunden und realen Aufträgen, vor allem die Förderung der Leistungsmotivation, das Entwickeln von resilienzbildenden Ressourcen beim Schüler, das Erlangen der von der Agentur für Arbeit gewünschten Schlüsselqualifikationen für eine berufliche Eingliederung, sowie die Vermittlung in Kooperations-Betriebe der heimischen Wirtschaft im Vordergrund.

Das Projekt hat aufgrund seiner erfolgreichen Mischung aus praktischer Berufsvorbereitung, Kompetenzfeststellung und Ressourcenbildung, Persönlichkeitstraining und fachbezogenem Unterricht innerhalb eines geschützten schulischen Rahmens weit über die regionalen Grenzen hinaus eine Alleinstellung.

Jedes Jahr dürfen 12-14 Schüler für maximal 2 Jahre an dem Projekt teilnehmen und es gelingt bei vielen von ihnen bereits eine berufliche Vermittlung, ohne „Umwege“ über Bildungsträger oder andere Maßnahmen nehmen zu müssen.

Zielgruppe sind die Schulabgänger der Schule am Budenberg aus den Schulbesuchsjahren 9 und 10, für die nicht absehbar ist, dass der Hauptschulabschluss erreicht werden kann. Eine Kapazitätsgrenze von max. 15 Schüler in diesem Projekt ist für die zur Verfügung stehenden räumlichen und personellen Gegebenheiten angemessen.

 

Die „Firma“ ist so nun im 10. Jahr fester Bestandteil der Schule am Budenberg und eng mit der vielseitigen heimischen Wirtschaft und den sozialen Institutionen vernetzt.

 Ziele des Projekts

 

  • Entwicklung von Ausbildungsreife und Berufsfähigkeit
  • Feststellung und Evaluation bereits erworbener beruflicher Basiskompetenzen und weiterer persönlicher Ressourcen
  • Ermittlung und Training von Kompetenzen zur Alltagsbewältigung und Unterstützung im Erlernen einer gesunden und selbstständigen Lebensgestaltung.
  • Stabilisierung und Stärkung der Persönlichkeiten der Schüler
  • Steigerung der Leistungsmotivation
  • Erhöhung der Frustrationstoleranz
  • Erlernen von Schlüsselqualifikationen und Kompetenzen zur beruflichen Eingliederung
  • Entwicklung von persönlichen und sozial-emotionalen Kompetenzen
  • Sammeln von Praxiserfahrungen im AL- Bereich durch Arbeit in realen Arbeitsbezügen
  • Vorbereitung auf unterschiedliche Bereiche der nachschulischen Lebenswelt
  • Vermittlung in Arbeit

Vorstellung der Bereiche

Bereich Rahmenbedingungen

  • Trägerschaft:

Bei der Schülerfirma handelt es sich um ein Projekt der Schule, d.h. es unterliegt damit auch den Versicherungsbedingungen von Lehr- und Lernveranstaltung im Sinne von Schulveranstaltungen.

Es wurde ein Verein gegründet, um die finanziellen Abwicklungen tätigen zu können.

  • Der Verein finanziert sich aus den Mitteln der Einnahmen für die produzierten Waren bzw. Dienstleistungstätigkeiten und gelegentliche Spendengelder. Die anfänglich anvisierte Fehlbetragsfinanzierung durch die umliegenden Kommunen wurde überflüssig, da die Auftragslage die Grundfinanzierung des Projektes seit langem zuverlässig absichert. Die Einnahmen liegen unterhalb der Bemessungsgrenze, so dass die Gemeinnützigkeit des Vereins nicht in Frage steht.
  • Der Verein trägt die Kosten für die Anmietung der Halle, alle Nebenkosten und Kosten für zusätzliche Versicherungen.
  • Gewinne werden anteilig als Taschengeld an die Schüler ausgezahlt, Kosten für die Klassenfahrten oder andere Veranstaltungen werden vom Verein getragen. Sachmittel, Verbrauchsmaterial, Kleingeräte werden ebenfalls durch den Verein angeschafft.
  • Zusätzliche Kosten für Schulträger, außer Bustransport (monatlich. ca. 200,-€) bzw. Land Hessen fallen nicht an.

Bereich übergreifende pädagogische Intention

  • Die Schülerfirma verfolgt ein pädagogisches Anliegen im Sinne des Erziehungsauftrages:

Durch gemeinsames Arbeiten werden Schülern vor allem Schlüsselqualifikationen wie

Selbstständigkeit und Teamfähigkeit vermittelt.

Die Übernahme von Verantwortung hat in realen Bezügen eine ganz besondere Qualität. Sie fördert und bedingt Zuverlässigkeit, Ausdauer, Vertrauen in sich selbst und auf Andere, sie übt Kritikfähigkeit, Konfliktfähigkeit, baut Toleranz und Akzeptanz auf. Das Modell der Schülerfirma führt durch die finanzielle Beteiligung von Schülern an den finanziellen „Früchten“ der Arbeit eindrucksvoll an das Leistungsprinzip heran.

 

  • Die Schülerfirma bietet die Möglichkeit der Schülermitwirkung:

Die Schüler sind für den Erfolg ihrer Arbeit mitverantwortlich. Arbeitseinteilung, Umfang und Teile der Organisation der „Firma“ unterliegen der Schülermitwirkung. Aufträge und Praktikumsplätze stehen in direktem Zusammenhang mit erfolgreich geleisteter Arbeit. Die Schüler lernen noch stärker als in der rein schulischen Lernsituation wie nachteilig sich unsoziale Verhaltensmuster auf den Erfolg von Vorhaben und Prozessen auswirken und sind daher schnell bereit eigene ideale Verhaltensregeln zu formulieren.

 

  • Die Schülerfirma trägt dem Bildungsauftrag der Schule Rechnung:

Arbeit in realen Betriebssituationen in Kombination mit Unterricht, bzw. in Kombination mit Vermittlung kognitiver Inhalte, ermöglicht auch hier einen anderen Zugang. Unterrichtsinhalte können so in hohem Maße an die Wirklichkeit angelehnt werden und ermöglichen direkte Bezüge. Die Schüler bekommen außerdem einen Einblick in reale marktwirtschaftliche Funktionsweisen, die in schulischen Bezügen in diesem Maße niemals vermittelbar wären.

 

  • Durch die veränderte Schülerklientel, mit zunehmender Anzahl von Schülern mit dem Anspruch auf sonderpädagogische Förderung Emotionale und soziale Entwicklung, in Klassenverbänden mit körperbehinderten Schülern, werden hohe Ansprüche an Lehrer und Unterricht gestellt. Der Anspruch eines breiten Förderspektrums bedarf Ressourcen und Veränderungen im Hinblick auf differenzierten Unterricht und Schulalltag. Der Lehrer als Lernbegleiter steht dabei im Vordergrund. Der Unterrichtsentwicklung, hin zur Kompetenzorientierung, muss besonders Rechnung getragen werden.

 

  • Insbesondere „schulmüde“ Schüler, die aufgrund verschiedenster nachteiliger Erfahrungen und ungünstiger Festlegungen kaum noch positive Aspekte oder Gefühle mit dem „klassischen“ schulischen Lernort in Verbindung bringen können, nutzen häufig die Chance sich im „anderen“ (Lern-)Umfeld neu zu entdecken und zu definieren.

Störungen des Sozialverhaltens, die in strukturellen und systemischen Konflikten des Lernortes Schule begründet liegen, treten in der Schülerfirma aufgrund der fehlenden „Trigger“ nicht mehr oder abgeschwächt auf.

 

Bereich fächerübergreifender Unterricht:

  • Unterricht wird an die Praxis angelehnt, bzw. findet mit hohem Praxisbezug statt.
  • An ca. 14-20 Wochenstunden werden die Schüler in der Schule in den Kernfächern Mathematik und Deutsch, sowie Lernzeiten und weiterführendem projektorientiertem Unterricht beschult.
  • Dazu stehen ca. 17-21 Wochenstunden Praxis-, Test- und Trainingszeiten in der Schülerfirma zur Verfügung. Die Differenzen entstehen durch die Möglichkeit, in den Räumen der Schülerfirma Lerngruppen zur Vertiefung von schulischen Inhalten zu bilden, die parallel zu den Tätigkeiten und Projekten in der Firma arbeiten können.

 

Bereich Personal

  • Eine Förderschullehrkraft zur Unterrichtserfüllung
  • Bereitstellung von 2 Erzieherstellen in Vollzeit
  • Unterstützung durch (ehrenamtliche) Mitarbeiter mit verschiedenen Professionen, die in den Schülerfirmaalltag eingebunden werden.

 

Bereich Praxislernort „Firma“:

  • Durch Anmietung einer Produktionshalle und eines Schulungsraumes wird ein außerschulischer Lernort, hier die „Schülerfirma“ geschaffen. Die Halle wurde in Bereiche unterteilt, um Lernen, Arbeiten, Gestalten, Versorgen und Organisieren parallel zu ermöglichen. Die „Halle“ hat zunächst eine überschaubare Größe, um Schülern mehr Sicherheit gewährlisten zu können. Die Unterteilung ist wie folgt:

 

  • Arbeitsbereich Produktion, einen größere Fläche mit guter Beleuchtung und großem Arbeitstisch für die Pack, Sortier- und Konfektionierungsarbeiten.
  • Arbeitsbereich Maschinen, hier stehen einige hochwertige professionelle Maschinen wie Ständerbohrmaschine, Kreissäge, Bandschleifer und Bandsäge. Diese werden vor allem für den kreativen Tätigkeitsbereich und die Instandhaltung/Herstellung der Werkzeuge genutzt.
  • Arbeitsbereich kleine Werkstatt, der abgetrennte kleine Werkstattraum mit Werkbank und Materialschränken dient zum einen der Fahrradwerkstatt, für Montage- und Entwicklungsarbeiten der Kreativprojekte, als Hamet-Werkstatt für die Tests mit Werkzeugeinsatz und aber auch als Möglichkeit für Schüler bei Bedarf „in Ruhe“ arbeiten zu können.
  • Arbeitsbereich Schulungsraum, ein Schulungsraum großem Gruppentisch, Whiteboard und Beamer. Er dient für die Eingangs- und Abschlussrunden, Unterrichtseinheiten, Planungs-und Besprechungsphasen, Medieneinsatz, gemeinsames Essen.
  • Arbeitsbereich Lager, ein kleines separates Lager zur Aufbewahrung von Material der Auftraggeber, Hamet-Test-Depot, Fischer-Technik Material und gleichzeitig natürlich auch wieder als Lernort für die Themen Warenwirschaft, Lager und Verwaltung.
  • Arbeitsbereich Büro mit zwei PC-Arbeitsplätzen und Orga-Tafeln, entgegen vielen anderen Einrichtungen ist dies kein exklusiver den Pädagogen vorbehaltener Raum, sondern ebenfalls ein für die Schüler wichtiger Bereich. Hier können neben den organisatorischen Tätigkeiten der Pädagogen, ungestört Einzel- und Elterngespräch geführt, ruhige Einheiten an den PCs, Mitarbeit bei Lieferschein- und Rechnungserstellung usw. durchgeführt werden. Es stehen ferner vier weitere Laptops, insbesondere für die Internetrecherche und für die „hamet“-Testdurchführungen zur Verfügung.
  • Arbeitsbereich Küche, auch hier nicht nur die „Tee-Frühstücks-Küche“ der Mitarbeiter, sondern Lern- und Nutzungsort für die Schüler. Ob gemeinsames Frühstück herrichten, Backen und Kochen, oder auch die Zubereitung eines „höflichen“ Kaffees für Gäste und Kunden, die Jugendlichen lernen Organisieren und Arbeiten auch in diesem Bereich.
  • Außenbereich und Garage, das Gelände um die „Firma“ ist ein abgetrennter Platz, der teils gepflastert und geschottert ist, umgeben von etwas Hecke und mit einer Garage bebaut. Auch dieser Bereich wird intensiv genutzt. Als Außenarbeitsplatz der Fahrradwerkstatt, für größere Projekte (Bau von Bänken, Tischen, Seifenkisten etc.), zum Aufenthalt im Freien in den Pausen, gemeinsames Grillen, aber auch als Möglichkeit einfache Tätigkeiten der Objektpflege zu erlernen (Sauber halten von Flächen, Schnee räumen, Unkraut entfernen, Hecken stutzen ec). Die Garage dient ebenfalls als Lager (Bauholz, Gartenwerkzeuge) und als trockener Arbeitsplatz für staubige und laute Arbeiten.

 

  • Aufträge durch heimische Firmen werden im Rahmen von Kooperationsvereinbarungen an die Schülerfirma erteilt und bearbeitet. Die Arbeiten bestehen im Wesentlichen derzeit aus Montage-, Verpackungs- und Konfektionierungsarbeiten für ortsansässige Unternehmen.

Derzeit:

  • Umverpacken von großen Einheiten auf kleine Verkaufsverpackungen, incl. Kleben der Kartonagen, Wiegezählung, Paletten packen, Etikettierungen.
  • Sortieren und transportfähig Verpacken von „Leergut“ zum Transport von Teilen einer Werkzeugfirma
  • Ablängen und Umändern von Kunstoffdüsen eines Herstellers von Klebe- und Dichtststoffen.
  • Fertigstellen von Verkaufseinheiten von Klebenbändern
  • Zusammenstellen von Waren-Bestandteilen (Schutzhandschuhe zu Verarbeitungshilfen hinzufügen)
  • Ändern von Verschlüssen bei Verkaufsverpackungen

 

Bereich Kompetenzfeststellung und Training

  • Die Schule am Budenberg hat sich in Kooperation mit der Schülerfirma zur standardisierten Kompetenzfeststellung für das „Hamet“-Verfahren Ausschlaggebend waren neben der wissenschaftlichen Validität der Ergebnisse im konkretem Bezug auf Berufseinstiegsreife, Ausbildungsfähigkeit und Berufswahlorientierung, die weiteren Optionen die durch die Module „Lernfähigkeit“, „soziale Kompetenzen“ und „Fehlererkennung“ gegeben sind. Hierfür sind sämtliche Materialen des“ hamet 2“ und „hamet e“, die entsprechenden Anwenderschulungen, sowie Praxis in der Durchführung vorhanden.

 

Das Verfahren „hamet 2“ ist ein handlungsorientiertes und modular aufgebautes Testverfahren zur Überprüfung und Förderung praktischer beruflicher Kompetenzen und wurde insbesondere für die berufliche Diagnostik von Menschen mit erhöhtem Förderbedarf, Benachteiligungen und Behinderungen konzipiert, ist aber auch für andere Anwendungsbereiche, wie z.B. in Berufsschulen, Berufsbildungswerken oder im Ausbildungsbereich von Betrieben geeignet. Die Ergebnisse des Verfahrens sollen dazu dienen, bei beruflichen Entscheidungsprozessen allen Beteiligten (Schüler, Eltern, Lehrern, potentielle Ausbildungsbetriebe, Agentur für Arbeit) zu mehr Orientierung und Transparenz zu verhelfen.

Somit kann „hamet 2“ sowohl zur Ermittlung der Beschäftigungsfähigkeit oder vorhandener Ausbildungsvoraussetzungen als auch im Rahmen der Berufswahlorientierung angewendet werden.

Das „Modul 1: Berufliche Basiskompetenzen“ mit seinen Aufgabenstellungen zu den „Basiskompetenzen“:

  • Routine und Tempo
  • Werkzeugeinsatz und -steuerung (einfach)
  • Wahrnehmung und Symmetrie
  • Instruktionsverständnis und Instruktionsumsetzung
  • Werkzeugeinsatz und -steuerung (komplex)
  • Messgenauigkeit und Präzision

 

Mit dem „Modul 2: Lernfähigkeit“ sollen Aussagen über die Lernbereitschaft, die Anregbarkeit und die Kapazität des Lernens getroffen werden, wobei sich die Untersuchung der Lernfähigkeit auf die „beruflichen Basiskompetenzen“ bezieht, die mit Modul 1 erfasst werden und somit Voraussetzung für die Anwendung von Modul 2 die Erfassung dieser Kompetenzen mit Modul 1 darstellt. Es sollen die individuellen Lernmöglichkeiten bezüglich dieser Kompetenzen überprüft und Empfehlungen für die weitere Förderung entwickelt werden.

 

Das dritte Modul des „hamet 2“ soll die Untersuchung und individuelle, zielorientierte Förde-rung der sozialen Kompetenzen ermöglichen, die in Berufen mit vorwiegend manueller Tätigkeit gefordert sind. Für bestimmte Merkmale (z.B. Teamarbeit, Umgang mit Kunden, Umgang mit Kritik) wurden anforderungsnahe Gruppenaufgaben entwickelt, die sich sowohl zur Kompetenzfeststellung als auch zum -training eignen sollen. Es werden in diesem Modul auch Übungen genannt, die einen Lebensweltbezug enthalten. So finden sich in der Beschreibung neben eher arbeitsweltbezogenen Aufgaben wie „Zusammenbau eines funktionsfähigen Hammerwerks nach Bauanleitung in der Gruppe“ auch lebensweltbezogene Aufgaben wie „Wohngemeinschaft: Verteilung der Zimmer und Möbel“ oder „Videoabend: Auswahl der Filme, Gestaltung des Abends“.

 

In „Modul 4 „Fehlersuche und Problemerkennung“ wird anhand von Simulationsaufgaben aus unterschiedlichen Berufsfeldern die Fähigkeit geprüft, Fehler und Probleme im Arbeitsablauf zu erkennen und darauf zu reagieren

 

Der hamet e ist ein handlungsorientiertes Testverfahren zur Erfassung und Förderung elementarer handwerklich motorischer Kompetenzen von Menschen mit erhöhtem Förderbedarf beispielsweise in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Als eigenständiges Testverfahren ergänzt hamet e das Verfahren hamet 2 Modul 1 in der Differenzierung des unteren Leistungsbereichs.

 

Erst durch die Hinzunahme von Elementen des Modul 3 „soziale Kompetenzen“ kann in der Klasse 7 eine Testung der Schüler angeboten werde, die einen umfassenden Blick auf Möglichkeiten, Förderbedarfe, Ressourcen, aber auch Grenzen des jungen Menschen hinsichtlich seiner Berufsorientierung ermöglicht.

Nach der Testung und Auswertung der Schüler der Klasse 7 vorwiegend mit Aufgaben des „hamet e“, wird den Schülern als Wahlpflichtunterricht „Hamet“ das Modul 2 zum Training der Basiskompetenzen und auch die weiteren Module zur Förderung der Berufseinstiegsreife angeboten.

In dem Rahmen können weitere Testungen zur Evaluation der Lernkompetenz und spezifische Testungen mit Blick auf der Frage nach der Eignung für bestimmte Berufsfelder angesetzt werden.

 

Ausblickend besteht das Ziel, die Methodenkompetenz und Erfahrung in der Anwendung und Nutzung des „hamet-Testverfahrens“ schulübergreifend in Kooperation auch anderen     (Regel-)Schulen zugänglich zu machen. Die hier teilweise noch etablierten Verfahren zur standardisierten Kompetenzfestellung am Ende der Mittelstufe erzeugen oft kaum belastbare Ergebnisse mit geringem Aussagewert.

 

Bereich Training von Alltagskompetenzen und Selbstständigkeit

  • Im Alltag der „Schülerfirma“ wird ein durchgängiges Kompetenztraining anhand des eigens entwickelten Konzeptes „Kompetenzbuch“ Hier werden systematisch Kernkompetenzen aus den Bereichen Lebensführung, Hauswirtschaft, Handwerk und Berufsorientierung ermittelt, ergänzt und vertieft. Ergänzend hierzu gibt es das Kompetenztraining IGK, das sich mit der Anwender- und Nutzungspraxis, sowie den Risiken aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnik befasst.

So können nahezu alle auftretenden Situationen im „Firmenalltag“ gleichzeitig  als Problemlösungsprozesse und Aufgaben zum Erlernen und Trainieren von Kompetenzen und Bewältigungsstrategien für Schüler  genutzt werden. Neben den vorgegebenen festen Abläufen der Auftragsabwickelung in Organisation, Durchführung und Logistik sind das häufig die kleinen alltäglichen Gegebenheiten. Sei es das Dinge fehlen und eingekauft werden müssen, für ein Problem gibt es nicht das passende Werkzeug, wie kommen wir zu einer bestimmten Zeit zu einem bestimmten Ort, Kontakte knüpfen und pflegen, Bedienung- und Nutzung von Maschinen, Hilfsmitteln und Geräten, Planen von Mengen, Berechnen von Bedarfen, Erkennen von Kosten und Sparmöglichkeiten etc.

Durch das begleitende „Kompetenzbuch“ können Schüler schnell erkennen, welche Alltagskompetenzen sie sich aus den jeweiligen Bereichen bereits erarbeiten konnten, oder bereits hatten.

  • Insbesondere die Klassenfahrt der „Schülerfirma“-Klasse, die komplett aus den Erträgen der Auftragsarbeiten der „Firma“ finanziert und somit für ALLE Schüler kostenneutral bleit, bietet einen sehr interessanten Erfahrungs- und Erlebnisraum für das allgemeine Kompetenztraining „Lebensführung“ und natürlich „Freizeitgestaltung“. Schon in der Planungsphase werden in die Schüler involviert und erhalten einen guten Eindruck was „Verreisen“ kostet und wie so etwas mit ihren Möglichkeiten organisiert werden kann.

 

Bereich Fahrradwerkstatt und kreative Projekte

  • Durch fachspezifische Kenntnisse und Erfahrungen der beiden hauptamtlichen Mitarbeiter, konnten mit der „Fahrradwerkstatt“ und der „Kreativwerkstatt Holz-Farbe-Beton“ zwei weitere Angebote in das Angebot der Schülerfirma implementiert werden. Hier kann ohne den zeitlichen Druck und Vorgaben äußerer Rahmenbedingungen probiert, erfahren und gelernt werden. Im Fokus stehen hier zum einen die Handlungskette „Idee-Skizze-Planung-Organisation-Umsetzung“, sowie der Prozess „Defekt verstehen-Lösung finden“.

 

Die Firma verfügt über eine fachspezifisch ausgestattete Fahrradwerkstatt. Es sind drei Montageständer, Reiniger / Fette / Öle und  Spezialwerkzeuge für nahezu alle Reparatur- und Wartungsarbeiten an modernen Fahrrädern, incl. hydraulischen Bremssystemen, allen Schaltungstypen und Dämpfungssystemen vorhanden. Ein Vorrat an Standard-Verschleißteilen gibt die Möglichkeit spontan Standardreparaturen durchzuführen.

Zielgruppe sind zunächst die Jugendlichen selbst mit ihren eigenen Fahrrädern, die eigenen Fahrräder der Schule, sowie Räder aus den Familien der Jugendlichen und aus dem Kollegium der Schule. Zum örtlichen Fahrradgeschäft besteht ein offener wohlwollender Kontakt und keinerlei Konkurrenz, da die Arbeiten nur einem sehr kleinen Personenkreis angeboten werden und die Zielgruppe aus wirtschaftlichen Gründen keine professionelle Werkstatt aufsuchen würden.

Neben den erlernten technischen Fertigkeiten und Kenntnissen gewinnen und erhalten die Jugendlichen so neue unabhängige Mobilität, die ihre Selbstwirksamkeit effektiv fördern. Die Schüler besitzen aufgrund des Systems der Schulbeförderung durch Kleinbusse keine Schülerfahrkarten, was ihre Mobilität in ihrer Freizeit deutlich einschränkt. Wir beobachten, dass hier die einst als „Schrott“ angesehenen, nun wieder nutzbare Fahrräder, eine große Bedeutung haben.

 

Bereich Fischer-Technik

  • Die Schülerfirma und die Budenbergschule verfügen über eine umfangreiche Ausstattung des System-Baukastens Fischer-Technik. Basisgebend sind 20 Basis-Kästen die für den Einsatz in der Schule konzipiert wurden, sowie zahlreiche Erweiterungen und Sonderbausätze.
  • Fischertechnik eignet sich hervorragend zum erlernen technischer Grundlagen, strukturiertem Arbeiten und dem Training der Umsetzung schriftlicher Anleitungen.
  • Teamaufgaben, wie der separate Aufbau eines komplexen Gebildes in Kleingruppen mit späterer Fusion der Module fördern die Teamentwicklung.
  • Die Auflösung der Sortimentskästen zugunsten eines nach Teilen sortierten „Fischer-Technik-Lagers“, fördern das Training der für Konstruktionen in der Wirtschaft typischen Arbeitsweise mit Stücklisten und Picklisten.

 

Bereich Dauerpraktika und berufsorientierung

  • Neben den regulären Praktika in der Berufsorientierungsstufe, besteht in der Klasse der „Schülerfirma“ die Möglichkeit, individuell längere und häufigere Praktika durchzuführen, wenn sich eine aussichtreiche Konstellation in Kooperation mit einem Arbeitgeber oder einem Berufsfeld ergibt.

 

  • Auch ein Dauerpraktikum bei einem Betrieb oder Kooperationspartner mit festen Schultagen ist möglich. Hier zeigt sich die klassische 2 zu 3 Tage-Regelung als sinnvoll, um den Schülern weiter im Lernort Schule verankert zu lassen, aber eine Einarbeitung und Integration des Schülers in den Betrieb zu fördern, wenn ein gelungenes „Matching“ eine spätere Übernahme wahrscheinlich macht.
  • Es gilt zunehmend die bereits bestehenden Kontakte zu den heimischen Firmen weiter auszubauen. Ein entsprechendes Coaching für Schüler wäre wünschenswert und könnte auf niedrigschwelligerer Ebene als die Agentur für Arbeit es bieten kann, eine positive Auswirkung auf die Vermittlung in Arbeit und Ausbildung haben. Passgenaue Praktika für die Schüler könnten im Weiteren hierzu beitragen.

 

Stand des Konzepts September 2017